MÜNCHEN IM SWING-RAUSCH

MÜNCHEN - "In the mood" - München war für zwei Abende vom Swing verzaubert,wie ihn einst Glenn Miller der Welt bescherte und man vergas, dass draußen die Stadt im Schnee versank. Gehör und Glieder von rund 3000 Konzertbesuchern, verzückt im Rhythmus und zum Tanzen bereit, wurden im Herkulessaal für jeweils zwei Stunden in den Bann dieser göttlichen Melodien gezogen. Die Balkone, die den Saal umfassen, bebten.

Andrej Hermlin gab mit der Glenn-Miller-Nachfolge-Band "Swing Dance Orchestra" sein Gastspiel. Die 16 Musiker, an Diner-Musikpulten mit "G.M."-Lettern kamen wie früher ohne elektronische Verstärker aus, sieht man von den Mikrophonen ab, und trugen Smoking mit breitem Schlag, wie man die Hosen in den vierziger Jahren trug. Sie intonierten den Swing so original wie damals Dazu ein Sänger-Quartett im weißen Gala-Dress sowie ein junger Pat Boone der Neuzeit und als einzige Frau eine abendfüllende Gesangskollegin, die im langen Schwarzen an die Münchner Designerin Susanne Wiebe erinnerte.

Bandleader Hermelin, mit gegelten Haaren und scharfem Scheitel saß am Piano und moderierte elegant und mit etwas Spott.Er erzählte Geschichten und Geschichtchen des amerikanischen Komponisten und Posaunisten, der angeblich zu Weihnachten 1944 über dem Ärmelkanal abstürzte und man nichts von ihm fand. RTL-Vorzeige-Musiker Dieter Bohlen bekam aber fast zuviel Ehre, als er zwischen den Hits wie "A String of Pearls", "Blueberry Hill" oder "Chattanooga Chor Chor" (1983 die Vorlage für Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow" zweimal zitiert wurde.

Oben auf dem Rang in der Ecke neben der Orgel des Herkulessaals saß übrigens ganz allein Hermelins Frau und durfte ihr Lieblingslied von Glenn Miller hören, das ihr zum Geburtstag an dem Abend von der Band gewidmet wurde.
Glenn-Miller-Sound in Perfektion: Bandleader Andrej Hermlin "and his Swing Dance Orchestra" im Herkules-Saal in München.