EIN GRAF WIRD 80

MÜNCHENOtto Graf, optisch markant wie ein Sean Connery, ist in seiner Art ein Graf Otto, ein Gentleman, stets im feinsten Zwirn und mit einem Markenzeichen für tiefstapelndes, aber nicht zu unterschätzendes Auftreten. Durch die unbarmherzige Biologie ist der frühere Casino-Unternehmer, joviale Glücksritter und Turf-Experte in Berlin, Frankfurt und München ins Rampenlicht geraten, weil seine Lebensuhr die geheimnisvolle Zahl 80 angezeigt hat. Kaum zu glauben. In der letzten Phase des ersten Monats des neuen Jahres 2020 ist Otto 80 Jahre alt geworden.

„I love 80s“ steht forsch auf der aufklappbaren Einladung zu seinem runden Geburtstag.Ein paar Zeilen erklären in gedruckt englischer Schreibschrift:“ 80 ist ein Zeichen von Unendlichkeit, Vollkommenheit und Glück. Manche erreichen die 80 nie, viele haben die Gnade, diese magische Zahl zu erzielen und die wollen wir gebührend feiern“. Die 80 Invitee-Karten waren von seiner Lebensgefährtin Renate ausgefüllt, die mit einer selten schönen Handschrift auffällt.

Otto, Vater von zwei hübschen Töchtern und quirligen Enkeln, hat eine atemberaubende Lebenslinie und unverkennbare Spur hinter sich gebracht, der damit verglichen den Alpha-Helden Mackie Messer in Bertold Brechts Sittenbild „Dreigroschenoper“ als Waisenkind erscheinen lässt. Graf war nie ein Ja-Sager und die Behörden (und sein Stöcklwild) mussten damit leben. Unnachahmlich boxte er sich mit Herz durchs Leben, manchmal konnte er ein heimlicher Robin Hood sein.  Zuletzt trat Otto, der fast bei allen europäischen Galopp-Rennen zu sehen ist, als Zeuge in dem millionenschweren Von-Finck-Erbschaftsprozess in München auf. Ein gegnerischer Anwalt versuchte ihn auseinanderzunehmen. Der Advokat erlebte sein Waterloo, als blitzschnell die Antwort und die „Rotes Licht“-Szene pfiffig zur Sprache kam:“Jetzt weiß ich, woher ich ihr Gesicht kenne“.

Schauplatz der gräflichen Feier war der De-Luxe-Italiener „Il Borgo“ in Schwabing, der köstlich aufkochte (Rind,-Thun- und Lachs-Tatar, Loup de mer“ im Salzmantel und Kalbskotelett). Ein geheimer Frank Sinatra traf den Musikgeschmack der 80 „Otto find ich gut“-Gäste, die nach dem Dinner sofort zu tanzen begannen. Nur um Mitternacht, als Graf ins neue Lebensjahr hineingefeiert wurde, war ein paar Momente das Glas mit perfekt gekühlten Champagner wichtiger. Die Freunde (Unternehmer aus ganz Deutschland, darunter die ehemaligen „Hertie“-Besitzer, die Galopp-Rennbahn-Szene und ein Glückspilz, der gerade beim Fußballwetten in München auf einen Schlag 350 000 Euro gewonnen hat) vergoldeten den neuen 80ziger (um den Hals nagelneue Boxhandschuhe) mit besonders wertvollen Geschenken, dabei Goldmünzen zum "Sammeln" und ein Las Vegas-Aufenthalt mit allen Schikanen. Anders gesagt, es waren keine Verlegenheits-Staubfänger dabei wie sonst üblich.