MÜNCHEN, GERMANYS EWIGE STADT DES SÜSSEN LEBENS

Bei offizieller Geschmacksprobe: Bayerns dynamischer Landesvater Dr. Markus Söder, der sich gut mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (li.) versteht.
Schätzt die Riemer Galopp-Rennbahn: Prinz Karim Aga Khan, der lange Zeit mit der schönen Münchnerin Prinzessin Gabriele zu Leiningen verheiratet war.
Liebt München und bewegt sich dezent in der weißblauen Gesellschaft: Gabriele Quandt mit einem Party-Gast.
Zwei Münchner First Ladies der Bau- und Bräu-Szene: Alexandra Schörghuber (li.) und Arabella Schörghuber.
Entertainer-Gastronom Sepp Krätz, um den sich die Schönen gern scharen.
"Steinzeit" der Münchner Nächte: Uschi Obermaier beim Hulla Hoop mit Dj Theo Crash.
Der unverbiegbare Regisseur Klaus Lemke mit einer seiner Entdeckungen.
Kam früher öfters mal nach München: Weltstar Brigitte Bardot in einer Limousine mit Gesellschaftsreporter Michael Graeter.
Zum Diner im "Rossini" in der Münchner Maxvorstadt: Dirigenten-Witwe Eliette von Karajan.
Die einstige Begum: Prinzessin Gabriele zu Leiningen, die zwischen Salzburg und München pendelt.
Immer in München, wenn ein wichtiges Fußballspiel ausgetragen wird: Günter und Elvira Netzer.
Der Wunder-Doc hält sich mit Radfahren fitt: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beim Stopp vor dem Hotel Bayerischer Hof.
Medien-Unternehmer und Besitzer einer Privatjet-Flotte: Thomas Haffa mit Frau Gabriele.
Fernsehrechte-Unternehmer Dr. Martin Steinmeyer mit Familie.
Zwei Herd-Kings in der Münchner "Fresskirche" Tantris: Eckart Witzigmann und Marc Haeberlin (li.)
Erlebte schöne Zeiten in München und inszenierte "Rigoletto" für die Oper: Star-Regisseur Roman Polanski
Das Münchner Mundwerk-MG Monika Gruber, hier mit ihrem Manager Egon Bauer, der vor zwei Jahren verstarb.
Traumhochzeit in München: Gauweiler-Tochter Caroline heiratet Auto-Tycoon-Enkel Moritz Lange-Piech.
Sportwagenhersteller Wolfgang Porsche (in weißer Trachtenjacke) mit Frau Claudia und Münchens Hofjuwelier Max Heiden (li.)
Die Hochzeitsglocken könnten bald klingen: Energie-Unternehmer Christian Auer und Politikertochter Susanne Seehofer.
Wohnt in München direkt neben dem Siegestor: Weltstar Mario Adorf.
Publikumsliebling und Show-Erfinder Frank Elstner mit Regisseur Ott Retzer (li.) in Alfons Schubecks "Tiroler Stubn".
Seit sechs Jahren spielt Georg Maiers "Iberlbühne" in Münchens City im "Augustiner-Stammhaus". Hier die Premiere des neuesten Stücks "Ois dastunga und dalog'n", eine derbe Version des Klassikers "Der zerbrochene Krug". Die größte Rolle spielt Raphaela Maier (links neben ihrem Mann): Ehefrau, Mutter, Verwaltung, Platzanweiserin und Hauptdarstellerin.

MÜNCHEN  Nur kein Neid: München rangiert, gemessen an der Mega-Dichte prominenter Zeitgenossen, mit Stars und Sternchen, opulenten Premium-Villen in exklusiven Wohnvierteln, den meisten Ferraris und Rolls, bunten Spielplätzen des süßen Lebens und weißblauer Lust-Luft überall, nach wie vor auf Platz 1 als Society-Stadt in Deutschland. Nur auf dem erotischen, tarifpflichtigen Sektor kann sich Berlin, das sich mit eleganter Gesellschaft schwertut, rühmen, freizügiger und auch günstiger zu sein. Blickt man zurück und vergleicht das heutige Leben mit dem gestrigen, kann man schon von einen „Klimawandel“ bei der Lebensweise von Personen und Persönchen sprechen. Mit Handys und Laptop ausgerüstet und mit „ inder" in Kontakt, ist man seit rund fünf Jahren mit unerklärlich bepackten Rucksäcken unterwegs, wie man es nur vom Bergwandern kannte, die aber glücklicherweise im Nachtleben noch nicht Einzug gehalten haben. Natürlich heißt es gern, früher war es schöner, prickelnder. Das stimmt nur bedingt.

Die Generation Ü50 zum Beispiel verirrt sich heute höchst selten in Discos, die nicht mehr jeden Abend geöffnet sind. Im Nachtleben fehlen zudem die vielen Cabarets von früher. Tabledance-Lokale, die es heute gibt, sind damit nicht zu vergleichen. Sie sind ein ärmlicher Sex-Ersatz, zumindest in München, wo in solchen Freikörper-Oasen gut durchblutete Gents wie ein Mitglied des Faber-Castell-Bleistift-Clans oder aktive Jungunternehmer wohl nur in der Not forschen. Aufsehen erregend war vor Jahren der Striptempel „Eve“ am Karolinenplatz, der zeitweilig von Star-Anwalt Rolf Bossi geführt wurde, weil der eigentliche Betreiber, Max Mayr, mit einem Verbot belegt war. In Mayrs Etablissement, in dem namhafte Gäste ungeniert ein- und ausgingen, traten beispielsweise die Engländerinnen Christine Keeler und Mandy Rice Davies (beide inzwischen verstorben) auf, zwei attraktive Damen, die immerhin eine komplette britische Regierung („Profumo-Affäre“) zu Fall brachten. Eine „Bongo“-Bar wie sie es in der Münchner Innenstadt in einem Keller am Altheimer Eck gab, würde heute nicht mehr genehmigt werden. Die Spezialität dieser düsteren „Tankstelle“ war der Tresen, hinter dem auffallend viele Bardamen agierten, die neben ihrer Aufgabe, Drinks zu servieren, auch auf andere Aufgaben warteten. An der Theke war unterhalb der Gürtelhöhe diskret ein halbes Dutzend Türchen nebeneinander installiert, durch die die Gäste oral erfreut werden konnten. Die frivolen Zugänge genossen anscheinend den Segen der damaligen Behörde.

Beim Boulevard-Cafe „Roma“, das gerade zum dritten Mal, etwas versetzt im ehemaligen Saemmer-Teppichladen neben dem Nobelshop „Gucci“, eröffnet wurde, drückt das KVR alle Augen zu, weil der jetzige Betreiber so sensibel ist, der früher ohne viel zu fragen schöpferisch seine Freischankfläche vergrößerte und damals das dazu gehörende Theater „Kleine Freiheit“ zum Bierlager degradierte. Erfunden hat den beliebten Tag- und Nacht-Spot „Roma“ ein ganz anderer. Es waren der berühmte Schauspieler Hans Reiser („ Des Teufels General“/ „Tod eines Handlungsreisenden“) und seine Frau, deren eigenwillige, viele Jahre existierende Erstversion mit ihrer zeitlosen Raffinesse und Eleganz, in Schwarz-Rot und viel Edelstahl, unter Denkmalschutz hätte gestellt werden müssen. Isar-Indian Willy Michl, Münchens Superstar und Bonaparte des Blues, wurde dort zu seinem Hit „Una bella Signorina“ inspiriert. Das heutige „Roma“ (erste Gäste zur Abendstunde: Energie-Unternehmer Christian Auer mit Freundin Susanne Seehofer, Tochter des Bundesinnenministers) ist neben der „Kulisse“, den Restaurants „Brenner Operngrill“ und „Anoki“ (früher „Kufflers“), „Spatenhaus“, und etwas weiter dem „Franziskaner“ tatsächlich die einzige Gastronomie direkt auf Münchens prächtigster Shopping-Meile Maximilianstraße, die leider zur „Sackgasse“ verkam und spätestens in Höhe des Herrenschneiders Max Dietl abgewürgt wurde. Ein Boulevard der Dämmerung. Früher pulsierten hier das „Opern Espresso“ mit der Sharon-Stone-schönen Wirtin Brigitte, das „Max 2“, die Bar „Schumann's“ (wo Meister-Mixer Charles begann) ,Else Rebers Strip-Cabaret „Intermezzo“, in dem sich auch schon mal Stahl-Baron Heini Thyssen-Bornemiza beim Auswärtsspiel wohlfühlte), das Kult-Lokal „Die Kanne“, Lellos „Via Veneto“, später das „Vorstadt-Cafe Centro“, das auch schon wieder geschlossen ist, das „La Cave“ (Gäste: Flick und die Stones mit Uschi Obermaier) und Peter Cramers „Madrigal“ (wo „1860-Präsident und Multi-Millionär Karl Heckl beim Kegeln seinen zweiten Herzinfarkt erlitt, danach vielleicht falsch behandelt wurde und starb) sowie das Feinschmeckerlokal „Ewiges Licht.“

Nach der berühmten Devise „Der König ist tot, es lebe der König“ verändern sich die Stützpunkte der Ausgeh-Welt. Wurde gerade das Prominenten-Restaurant „Grüne Gans“ nach glamouröser, unglaublicher 50 Jahre-Existenz überraschend geschlossen, schon lockt man die Münchner Ausgehwelt an anderer Stelle mit einer neuen Attraktion. Der Italiener Ugo Crocamo, Münchens innovativster Gastronom, der spektakulär die Lustbarkeits-Neuzeit prägt, ist Rene Benkos exklusivem Shop-Palais „Oberpollinger“ (mit seinen Weltmarken-Depandancen eine Indoor-Maximilianstraße) aufs Dach gestiegen und hat dort einen newyorkischen Wintergarten mit Holz-Chalets und Panorama-Aussicht am Stachus etabliert. Das Schmuckkästchen „Grüne Gans“ war der letzte Glanz von gestern, den Kultköchin Inge Stollberg hinübergerettet hat, ein kleines zweites Wohnzimmer der großen weiten Welt, in dem Kaiserin Soraya, Star-Regisseur Roman Polanski, Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach, Visconti-Hero Helmut Berger, Renate von Holzschuher, Cognac-König Dieter H. Asbach, Musik-Manager Hans R. Beierlein, Soraya-Vertrauter und FJS-Nachbar Martin Glässel sowie die Kesslers zu Hause waren. Inge musste den Kochlöffel zur Seite legen, nachdem ihr Mann Julius in diesem Jahr zu den Engeln gerufen wurde, sie schließlich allein dastand und krank wurde. Jetzt wurde die legendäre „Grüne Gans“ ohne viel Aufhebens vom Nachbarn vereinnahmt und auf der neuen Markise steht „Mi Casa“, der Name eines kolumbianischen Lokals.

Ugo Crocamo zum anderen ist ein ungewöhnlicher Einzelkämpfer, der mit seinen Aktivitäten für Spuren sorgen will, dass es nicht nur früher besser war. Für den Besuch seines Gastro-Reiches „H'ugo's“ mit großzügigem Openair-Bereich und Dancings in ehemaligen Bank-Tresor-Räumen brezeln sich Girlies und Ladys, die viele Gatten auf dem Gewissen und noch mehr Botox im Angesicht haben, auf, chic wie sie sich schon lange nicht mehr ins Theater begeben haben. Ugo, optisch eine Konterfei-Mischung aus Al Pacino und Helmut Dietl, eroberte vor einem Jahrzehnt sein Publikum erst als bienenfleissiger Pizzabäcker in Michael Käfers Nahkampfdiele „P1“, schnappte sich die Schläfer-Adresse „Waldheimer“ für kleines Geld, ein seit Jahrzehnten vergessenes Restaurant in einer seelenlosen Betonschlucht von Geldhaus-Immobilien gegenüber dem Hotel „Bayerischer Hof“, und machte das winzige Lokal (von Star-Architekt Thomas Gehrig eingerichtet) von Jahr zu Jahr immer größer. In der ehemaligen 8o-Plätze-Oase können jetzt innen und außen 600 Gäste sitzen. Man muß sich wundern wie geschickt er mit den Behörden umgegangen ist. Unruhig wie Ugo eben ist und von seiner Lebensgefährtin Melanie Fischer bestärkt, verlief sein unaufhaltsamer Aufstieg weiter in Starnberg sowie mit weiteren „H'ugo's“ in ganz Deutschland. Er übernahm auch das geschichtsträchtige „Cafe Tambosi“ gegenüber der noch geschichtsträchtigeren Feldherrnhalle und krönt jetzt wie gesagt den „Oberpollinger.“ Das Dachterrassen-Opening der PopUp-Bar, zu dem sich ein Rudel Porschefahrer (auch mit „DAH“-Kennzeichen für Dachau und „D“ für Düsseldorf) vor dem Eingang die Parkplätze abjagten, hat Crocamo, Freund internationaler Fußballstars, den neuen Millionären, mit einer Handvoll Jetset, hübschen Girls und glücklicherweise nur einem peinlichen Mehrscheiner gefeiert. Pharma-King Will Beier, Kickerstar-Ex Simone Ballack (wieder frisch verheiratet), Fernseh-Unternehmer Ralf Piller, FC Bayern“-Spieler Jerome Boateng (ganz in Gucci) mit Töchterchen und DJ Ramon sowie PR-Fuchs Christian Timmer (machte „Marlboro“ in Deutschland salonfähig) ließen sich Fingerfood, darunter Austern, Rind- und Lachs-Tatar-Häppchen sowie Ugos berühmte Trüffel-Pizza schmecken. Dazu wurde Champagner geschlürft und Italiens bester Rebensaft „Sassicaia“ kredenzt.

Die Dino-Disco „P1“ spielt und spielte immer eine große Nummer in Münchens heißen Nächten und hat über 60 Jahre auf dem Gewissen des allzu menschlichen Nahkampfs. Das Dancing als „Untermieter“ des Säulenbaus „Haus der Kunst“ läuft immer noch, wenn auch das Karat der Wertigkeit der Nachtbummler erheblich in Richtung eines Tanzbodens geraten ist. 60 Jahre - das ist ein langer Blick zurück. "P1" steht nicht für erstklassiges Pusten, Pennen oder Poppen. "P1" ist schlicht und ergreifend die Abkürzung von "Prinzregentenstrasse 1", der Postanschrift des umtriebigen Dancings, der 800 Quadratmeter Jagdgrund für die Schönen und Reichen, Scheinheiligen, Sorglosen und Möchtegerns anbietet. Für den "FC Bayern" ist das "P1" der begehrteste Auswärtsspielplatz. Erfunden haben die Amerikaner das "Pi One". So tauften sie nach dem Krieg 1949 ihr US-Casino, bis es dann in den 60er Jahren der gewichtige, vollbärtige Alecos, Schwabinger mit griechischem Paß, übernahm, der mit dem simplen Nachtlokal "Kuhstall" Karriere machte. In Münchens erster "In"-Discothek, die mit dunkler Mahagoni-Holzvertäfelung und gefakten Ölbildern alter Meister ausgestattet war, sahen sich Ted Kennedy und die spätere Angela Wepper tief in die Augen und verliebten sich so, dass Angela von Morgen (ihr Geburtsname) und vor der Ehe mit Serienstar Fritz Wepper mit Prinz Ferfried („Pfaff“) von Hohenzollern verheiratet, für drei Jahre zu ihm nach Amerika zog, traf sich Ex-Kaiserin Soraya mit Playboy Gunter Sachs oder mal mit einem Lokal-Hero wie Peter Haff, der heute als Schriftsteller in der Schweiz lebt. Für finanzkräftige Münchner Geschäftsleute wurde das "P1" zur Stamm-Tankstelle.

Als Alecos seinen Abschied für immer nahm, dümpelte das Lokal (Miete:3000 Mark) lange Zeit unter Wirt Manfred Neumayr mehr schlecht als recht vor sich hin, bis 1982 der Münchner Mondschein-Messias Hansi Grandl ins Spiel kam und das "P1" über Nacht kultig machte. Er besitzt ein unerklärliches Magnetfeld und zieht Leute an. Hansi setzte radikal die weiße Spraydose an, überzog das hölzerne Dancing flippig von oben bis unten mit der Unschuldsfarbe und stattete es mit "Charles Eames"-Bestuhlung aus. Der "chirurgische Eingriff" gab ihm recht, als dann auch noch Licht und Personal ausgewechselt wurden. In Scharen stürmten die Nachtschwärmer die neue coole Adresse. Seine Frau Inge, die heutige Pionierin des "Vintage"-Mode-Trends, stand hinter der Bar, Hansi an der Tür. Als er einmal drei besonders hartnäckige Kerle mit Tränengas durchs Guckloch verjagen wollte, schlug der Wind um, das Gas verteilte sich im"P1" und alle Gäste mußten sich ins Freie retten. Hansi überwarf sich später so schlagfertig mit seinem Partner Neumayr, dass dieser zwei Wochen mit einer Brille herumrennen mußte. Vertraglich kam die Disco dann in Michael Käfers Hände, der die Ausgehadresse zur Goldgrube machte. Michael war damals der Peter Pan der weißblauen Nächte und sein harter Wächter an der Tür hieß Damir. Schlagzeilen machte das Dancing unter Käfers Regie mit dem "Clochard"-Fest, als er mit Fürst Johannes von Thurn und Taxis (verstorben 1990) die Sammelbüchse für arme Mitmenschen aufhielt. Das verkrätzte die örtlichen Bettler. Nach seiner "Römer-Party" mit einem Jesus aus der Stammgast-Clique, stand der Klerus auf der Matte. Für Mythos-Mehrung sorgte die "Fred Feuerstein"-Fete, für die als Einladung blutige Schweineknochen verschickt wurden.

Mick Jagger tobte sich zum Musik-Geschmack von DJ Michael Reinboth aus und Barkeeper Lother, eine feste Stütze der Disco, fand - das "Herren" war überflutet - in der Damentoilette einen ohnmächtigen Gast, in dessen Nase ein gerollter 100-Markschein steckte. Man "entsorgte" den Bewußtlosen wegen der diskreten Exit-Möglichkeiten über das unter dem "P1" gelegene "Piroschka", Lieblingsrestaurant von Soraya. Die Münchner Kellnerin Barbara aus der Kistlerhofstrasse in Sendling lernte durch Vermittlung von Lothar und einem 50-Mark-Tip Tennisspieler Boris Becker kennen, der seine Neuentdeckung anderntags in Schwabing in der "Payday" neu einkleidete. Prinzessin Stefanie von Monaco, als sie besonders knackig, aber auch störrisch war, scheiterte an der Macht am Rein. Aus unerklärlichen Gründen verwehrte ihr Türsteher Jan Klophaus den Zutritt. In die Zugluft der "P 1"-Pforte geriet später Klaus Gunschmann, der Karriere machte, Geschäftsführer wurde und sich im Umfeld der Maximilianstraße einen eigenen Laden zulegt. Klaus kann sich noch gut erinnern, wie eines Tages "Ariola"-Chef Monti Lüftner eine völlig unbekannte völlig verschüchterte Sängerin namens Whitney Houston hereinschleppte und jedem Gast zwei Kassetten von ihr aufdrängte. Ganz oft war Thomas Gottschalk da und ein paar Mal sogar mit seiner Frau. Starlet Bea Fiedler, die einmal Prinz Albert von Monaco kennenlernte, aber kaum berührt haben dürfte, zählte zum Inventar wie Fräuleinwunder Karin Feddersen.

Star-Designer Matteo Thun verpasste der Halali-Disco zuletzt ein neues Make up mit viel Steh-Terrain und Waschvorräumen, die so gestaltet sind, dass man wie bei einer Küchen-Durchreiche dem anderen Geschlecht etwas zustecken kann. Sei es die neue Handy-Nummer oder sonst ein Tütchen oder Zettelchen. Obwohl die schummerige Atmosphäre auf drei Tanzflächen und an sieben Bars selbst Herbstzeitlose in nächtliche Orchideen verwandelt, entlarvt das Rampenlicht der Nahkampfdiele unbarmherzig gesellschaftliche Ausrutscher. Oliver Kahn, Torhüter beim "FC Hollywood" kam mächtig ins Gerede und Kicker-Kollege Stefan Effenberg, der große Blonde mit dem langen Mittelfinger, zeigte Schlagfertigkeit ohne Worte bei der dunkelhäutigen Tochter des Uganda-Konsuls als es um die Platzwahl im "P1" ging. Das war gestern.Heute heißen die neuen Gäste Alina Kastner, schön, reich und entzückend viel Grips, oder der "FC Bayern"-Kicker Massimo Oddo, ein besonders gut aussehender Fußballspieler aus Italien, der auch schon seinen Freund und Kicker-Kollegen bei der Damenwahl austrickste. Gunter Sachs kam oft ins „Oanser“, Insider-Name des „P1“. Der „Fichtel&Sachs“-Erbe führte Soraya, die immer mit dem Orient-Express von Paris nach München reiste, im feinen Hotel „Conti“ von Max Billig abstieg und Mama Eva Esfandiary in ihrer Nymphenburger Villa besuchte, ins „Humplmayr“ zum Dinner. Ein paar Wochen dauerte der heiße Flirt von Gunter, der immer lässig Zigarre rauchend die Münchner Lokale betrat. Die Geiger im „Piroschka“ unter dem P1 im „Haus der Kunst“ ließen ihre Instrumente weinen. Sachs und Soraya waren im siebten Himmel. Aber aus Liebelei wurde keine Liebe: Die Beziehung löste sich nach einem Vierteljahr in Wohlgefallen auf. Gunter Sachs brauste mit seiner schweren „Münch“-Maschine davon – in Richtung Cote d'Azur, bis zu 220 Stundenkilometer schnell und am liebsten ohne Helm.

Zu Zeiten, als fern von jeglicher Sterne-Auszeichnung das „Humplmayr“-Restaurant neben dem „Hofbräuhaus“ weltweit eine Marke war, stellte der „St.-James-Club“ in München alles in den Schatten, was sich in den 60er und 70er-Jahren Nachtlokal schimpfte. Der Nobel-Club mit den schweren Holzbalken in der Briennerstraße war das gesellschaftliche Epizentrum. Chef war James Graser, die rustikale Ausgabe eines Regional-Playboys, der von seinem besten Stück sehr öffentlich sprach und in Pissoirs beim Betreten laut sagte: „Gehts auf d'Seiten, da ist der James mit seinem großen Rohr“.In seinem nächtlichen Reich tummelten sich die schönsten Blondinen, meist im Dirndl mit Alpenwelt-Dekollete. Sachs und Soraya ließen ein paar Mal sehen, lange Zeit vor Gunters Romanze mit Brigitte Bardot. Die Verstoßene des Schahs war damals in etwa so populär wie später Prinzessin Diana ( damals noch ohne TV) und sorgte unfreiwillig dafür, daß in Deutschland eine „Yellow Press“ entstand, die heute noch am Kiosk mit Enthüllungen überrascht. Rund 500 Titel lebten zu Beginn von den Geschichten und Geschicken der verstossenen Kaiserin von Persien. In Thommy Hörbigers Club „Wiener PB“ , wo einmal Star-Regisseur Roman Polanski nicht reingelassen wurde, weil man ihn nicht erkannt hatte, ging Gunter selten, weil er Nachtlokale sowieso nicht schätzte. Er ging nicht mal in das „ Papagaio" in St. Tropez und in die „Klappe“ hätte er sich niemals verirrt. In dem angesagten Ecklokal erdachte sich Regie-Rebell Klaus Lemke zusammen mit seinen entdeckten Schauspielern Wolfgang Fiereck, Cleo Kretschmer oder Dolly Dollar seine B-Movies, auch Rainer Werner Fassbinder, Herbert Achternbusch oder die Jungs von Kraftwerk hingen dort ab, wo heute eine Sekte residiert. Manchmal treffe ich noch die attraktive Wirtin, die mit Michael Lampe den Laden steuerte oder Nacht-Legenden aus der Zeit wie Richard Rigan („dem Elvis von Schwabing“) und Bernd Theobald, den brüderlichen Spezi von Zeitlos-Schönheit Uschi Obermaier, den alle nur „Theo Crash“ nannten, weil er in der gleichnamigen Discothek in der Lindwurmstraße Platten auflegte. Heute arbeitet er als Maler in Moosach.

Der andere Geheimtipp zu dieser Ära hieß das testesteronauslösende „Boccaccio“, das Wasserski-Schule-Besitzer Rudi Gaugg besaß, der einst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis den Wassersport beibrachte. Der Nachtspot „Bocciccio“ war in seiner Rezeptur als „Pickup“ eine Besonderheit, wo man Gentlemen wie Verleger Werner Friedmann, Polizeichef Manfred Schreiber oder Bundespräsident Walter Schell solo antraf und daneben ausgesprochen hübsche Girls sah, die nichts mit den Herren zu tun hatten, aber in Kontakt kommen konnten, allerdings nur Verbal. Sollten andere Phantasien bestanden haben, mussten Gast und die Angesprochene den Club verlassen und privat ihren Weg suchen. Als mich eines Tages mein „Abendzeitung“-Verleger an der Bar entdeckte, flüsterte er mit Wirt Rudi Gaugg und fragte“Was macht denn hier mein Lokalchef ?“ Da lautete die knappe Antwort des „Bocciccio“-Chefs:“ Der ist genau so eine Sau wie Du“. Die kleine Bar, „Frisco“ , ein paar Seitenstraßen weiter in der Nähe Sendlinger Tors , wäre nie bekannt geworden, wenn nicht durch Zufall, ganz allein mit einem Spezi, „Queen“-Frontman Freddie Mercury aufgeschlagen wäre. Wirt Nicki Holzapfel erkannte den Weltstar nicht, der wegen den Qualitäten des Tonstudios „Musicland“ im Souterrain des Arabellahauses nach München gelockt wurde. Kollege Mick Jagger, der wie beim Stabwechsel, Uschi Obermaier an „Rolling Stones“- Kollege Keith Richards weiterreichte, empfahl Freddie das Studio, der dann über zwei Jahre in München blieb, sich in einen Wirt verliebte und mit Fassbinder-Star Barbara Valentin um die Häuser zog, ins „New York“, oder „Hendersen“ oder in die Leder-Adresse „Ochsengarten“, wo eine Badewanne stand, in die sich die Mercury mit Vorliebe setzte und berauscht bestrahlt wurde. Freddie liebte leidenschaftlich München bei Nacht. Leider kommt der Münchner Part in dem vorzüglich gemachten und „Oscar“ preisgekrönten Hollywood-Film über Freddie Mercury nicht vor.

Michi Beck, ein Wirt, der wie die Comic-Figur Fred Feuerstein aussah,und längst seinem Leben aus Liebes- und Finanzgründen in Manila auslöschte, griff eine Zeitlang heftig ins gesellschaftliche Treiben Münchens ein mit seinem „Nürnberger Bratwurstglöckerl“, wo an dem auf 3,5 Quadratmeter ausziehbaren Stammtisch anerkannte Gerstensaft-Killer saßen oder sitzen oder besser gesagt thronen wie Europas kerniger Achterbahn-Attila Rudolf Barth mit Junior Otto, ,Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid, Brillen-Konsul Peter Soehnges (verstorben und deshalb mit Bild an der Wand verewigt) Star-Internist Prof. Dr. Werner Sack, Häuser-Baron Walter Hammele, Wacker-Chemie-Nachfahre Alexander Hesse ,Ex-60er-Präsident Karl Auer und der Senior der Münchner Stadtväter Fritz Schuster. Der Menschen bündelnde Wirt war einmal nicht da, als Fürst Albert von Monaco zu Besuch kam, im dunklen Zwirn mit Krawatte wie auch der Begleiter, Prinz Peter zu Sayn-Wittgenstein. Er telefonierte per Handy mit dem auf Ibiza weilenden Michi Beck. Wer kommuniziert schon so privat mit Albert. 

Die "Bratwurst" ist so eingebürgert und vom Jetset vereinnahmt, dass sie mit und ohne Betreiber ein zeitloser Selbstläufer geworden ist. Nach Außen war dem Lokal nie eine Schräglage anzumerken, der Glanz blitzt zeitlos. Viagra-Groß-Konsument Hugh Hefner verwöhnte vor ein paar Jahren im ersten Stock seine sieben eheähnlichen Gespielinnen mit den berühmten kleinen Würstchen auf Zinnteller mit Sauerkraut, um die einst ein fast nicht enden wollender Schwachsinnsstreit auf bayrischer Landesebene entfacht war, wer die Bezeichnung "Nürnberger" tragen darf und wer nicht. Die durch Michis Sturheit wild gewordenen Würstchen-Produzenten aus Nürnberg oder Michi Beck, dessen Restaurant seit über 100 Jahren "Nürnberger Bratwurstglöckl" heißt. Arnold Schwarzenegger fühlte am Beck-Stammtisch wieder "Heimat". Feuerstein gelang es zu seiner besten Wirte-Zeit auch die Jungen in sein altes Lokal zu locken, wie die lebensdurstigen Fleisch-Spezialisten Toni und Martin Anzenberger, deren Charme auch schon Milliarden-Erbin Elisabeth Flick (inzwischen verheiratet und Prinzessin geworden) erlegen ist, die Schnitzenbaumers und den besonnenen Nacht-Pascha Constantin Wahl.

Die Feinheit der wilden 70er, 80er und 90er Jahre, dass Nachtlokale in München jeden Tag geöffnet waren, ist Schnee (den es jetzt vermehrt gibt) von gestern. Schwabing, wo einst „Käfig“, „Western Saloon“, „Subway“, „Gaslight“, „Domizile“, „PN Hithouse“( „Supertramp“ und Dire Straits mit Mark Knopfler wurden dort entdeckt), „ Big Apple“, das „Blow up“ der Samy-Brüder Anusch und Temur im späteren Theater „Schauburg" "oder „Studio 15“ florierten, ist out. Dancing-Time gibt es in der City nur mehr von Mittwoch bis zum Wochenende. Rund 20 Clubs operieren wie an einer Perlenkette aufgereiht auf dem nächtlichen Tummelpfad zwischen Oscar-von-Miller-Ring und Sendlinger Tor auf dem Maximiliansplatz und in der Sonnenstraße, wo es früher das „ Charlie M.“ und „ Nachtcafe“ gab, Das „Heart“ ist heute die Nummer 1 und im Nachtlokal „089“besteht die größte Möglichkeit einen „Aufriss“ zu machen. Ein Lokal gehört jetzt immer mehreren und nicht wie früher nur einem Wirt. Die neuen Nachtprinzen sind Andreas, Max und Christian Haidinger und Nachfolger der gestrigen bekannten Mondscheinregenten Peps Commer, Michael Käfer (heute Feinkostkonzern-Chef), Thommy Höriger, Sergio Cosmai, Edith, Brigitte Stock („Why not“), Hansi Grandl („Parkcafe“ wo Prince privat auftrat) und natürlich Kurti Müller, dessen „Sugar Shack“ wegen der vorzüglichen Soundanlage die großen Bands anzog, angefangen von "Led Zeppelin" bis zu den "Rolling Stones". Früher existierte dort das Auszieh- Cabaret „Moulin Rouge“, in dem Ende der 50er Jahre US-Soldat Elvis Presley überraschend als Privatgast auftauchte ,um nackte Mädels zu sehen und der einstige „La dolce Vita“-Weltstar Anita Ekberg ihren Karriere-Abgang als Stripperin gab. Club-Chef Walter Staudinger hatte sie engagiert. Heute hat sich auf diesen geschichtsreichen Quadratmetern das berühmte Bayern-Theater „Iberlbühne“ etabliert und als neue Adresse alles Frühere vergessen gemacht.