MARIA FURTWÄNGLER WIRD ZUR QUERDENKERIN

MÜNCHEN - Karl Valentin war ein Querdenker, vielleicht der köstlichste aller Zeiten, Herbert Achternbusch ist ebenso einer wie Franz Xaver Kroetz. Erstaunlicherweise gibt es sogar im Internet ein diesbezügliches Portal „Förster & Kreuz“, wo Betreiberin Anja Förster erkannt hat:“ Wer Zäune um Menschen baut, bekommt Schafe“. Donnerstagnacht geriet ich in ein ganzes Nest „QDs“ unter der Ägide eines gewissen Otmar Ehrl, der als Gründer des „Querdenker-Clubs“ jährlich und diesmal zum vierten Mal eine Schar Eggheads oder die sich dafür halten, rund „300 Top-Entscheider und Prominente“ (Pressetext) zum Querdenker-Kongress und Querdenker-Award lockt. Lauter Verückte wäre zuviel gesagt, aber ein paar witzige Zeitgeister waren schon dabei.


Dass sich der Abend in der immer mehr frequentierten „BMW Welt“ hinzog, hing sicher mit reinem Querdenken zusammen. Die dreißig Fotografen und zwei Kamerateams wollten schon wieder ihre Sachen einpacken, weil nach einstündiger Wartezeit noch immer kein Preisträger auf dem Sofa am Ende des roten Teppichs saß. Veranstalter Ehrl, mit Logistik solcher Verleihabende noch in der Phase „Jugend forscht“, schleppte schließlich um 19.10 Uhr Peter Maffay vor die Objektive und drückte dem Musikus schnell eine „Querdenker“–Trophäe in die Hand, die er eigentlich erst viele Stunden später offiziell überreicht bekam, im „Doppelkegel“ der „BMW Welt“, wie die gläserne Großkäseglocke vor dem Münchner Auto-Dom bezeichnet wird.
Dann hieß es wieder warten für die Gäste mit weißen Namensschildchen am Revers. Immerhin gab es gegen Verdursten „“Nicolas Feuilatte“-Champagner. Gäste wie Sternekoch Heinz Winkler, allein und sehr, sehr mürrisch dreinblickend, wie ich mir einen Querdenker vorstelle, dem nichts einfällt, oder Kleiderfabrikant Gerd Strehle („Strenesse“), mit jungem Freizeitvergnügen namens Gila Kesten, bei der der Rest seiner Familie querdenkt, unternahmen einen ausgedehnten Bummel durch das mausoleumgroße BMW-Reich. Manche haben sich in den Fond einer ausgestellten Rolls Royce-oder BMW 7er-Limousine verirrt und kamen dann nach 21 Uhr wieder beim „Doppelkegel“ zum Vorschein, als gerade TV-Moderator Günther Jauch (im offenen Hemd) und das multitaske Frauenwunder Maria Furtwängler eintrafen, beide solo, beide Preisträger und beide persönlich umsorgt von Ober-Querdenker Ehrl.
Vorbei an einem Kurzhaarschnitt mit kanariengelbem Mantel, der für „Bildungswende unterwegs“ war, gings zur Bühne. Vorbei an der schlanken, ranken Christine Stenger mit leicht rötlichem Dutt, die den Titel „Gedächtnisweltmeisterin“ trägt, wobei ich mich frage, ob dieses Prädikat an der Zahl ihrer Liebhaber gemessen wurde. Furtwängler, Jauch und Maffay bekamen ihre Weihen. Letzterer gab sich überrascht:“ Ich dachte bis jetzt, ich bin ein Querschläger“.
Neben Fernseh-Journalist Marcel Reif („Ich bin Mainstreamler“) stand Münchens „Wohnsinniger“ Peter Schönhofen, Gründer der bekannten Design-Kette „Kare“, der Tisch und Stuhl im Doppelkegel“ für eine Nacht zur Verfügung gestellt hat. Vor 33 Jahren startete er mit Partner Jürgen Reiter in München die andere Art von Schöner Wohnen. Jetzt gibt es „Kare“ in 60 Ländern. Neue Geschäfte werden weltweit fast im Wochentakt eröffnet. „Alles Franchise - anderer Leute Läden und anderer Leute Geld, macht doch Spaß“, sagte der schlaue Fuchs..