LUXUS-AUKTION: EINE KELLY-BAG (GEBRAUCHT) FÜR 18.000 EURO

MÜNCHEN - In Zeiten der "Schildkröten" , womit die unzähligen Rucksackträger im täglichen Straßenbild gemeint sind, die den Look von München verunstalten, konnte das weibliche Auge für Schönes vier Stunden lang baden. Ein sensationeller Termin, bei dem viele Araber telefonisch mitmischten, lockte in die Schellingstraße. Damen vom Herzogpark, Grünwald und Nymphenburg traten an, aber auch Power-Mütter, Karrierefrauen und Universal-Dienstleisterinnen. Sie schwelgten, überhörten in der Begierde die Kurse: Die gesuchtesten, aber auch teuersten Handtaschen der Welt kamen unter den Hammer. 36 Kelly- und Birkin-Bags von Hermes, 40 Louis Vuitton-Knüller und 21 Chanel- und Gucci-Seltenheiten. Allesamt sind die Klassiker zeitlos und perfekt verarbeitet. Eine Anschaffung fürs Leben.

Von Schnäppchen in dieser modischen Champions League war diesmal nicht die Rede, weil die Stücke kaum auf dem Markt sind. Da ging es darum, dass man so ein Handgelenk-Status-Symbol überhaupt kriegt. In der Münchner Hermes-Dependance in der Shoppingmeile Maximilianstraße erhascht man seit langem einen gelangweilten Gesichtsausdruck des Personals, aber sonst gar nichts.

Der smarte Auktionator Holger Hampel - an der Seite seiner divenhaften First Lady Barbara - hat den Zeitgeist erkannt. Er dürfte inzwischen Deutschlands exklusivster seiner Zunft sein, der langjährige Traditionshäuser elegant in die Ecke gestellt hat. Patinafreie Stücke, neu wie aus dem Geschäft, lagen zum Greifen bereit, darunter auch ein Schwung Hermes-Kostbarkeiten, von denen sich Gunter Sachs's Nichte Monika Sachs getrennt hat. Nicht, weil die Millionen-Erbin Geld benötigte. Sie hatte keinen Bock mehr auf die Taschen (ihre Initialen: "M.M.S"), weil so viele Kopien weltweit auf dem Markt unterwegs sind. Da wurde ihr die Freude genommen. Monika kauft inzwischen Kreationen von italienischen und amerikanischen (noch) unbekannten Designern, die sie geheim hält und sticht mit Neuheiten in der Society hervor.

Den höchsten Preis erzielte bei der Luxus-Auktion eine Kelly-Bag, die im Hermes-Shop 7000 Euro kostet. Da solche Taschen- Bentleys am Handgelenk schwer zu bekommen sind und Wartezeiten bis zu einem Jahr (selbst für reichste Kunden) hingenommen werden müssen, ging die dreifarbige Handtasche für 18 000 Euro weg. Für dieses Geld erhält man heute schon einen gebrauchten Maserati. Die Hermes-Begehrlichkeiten "Kelly" sind zwischen 5000 und 9000 Euro teuer und nach Grace benannt, so schön und zeitlos wie der Hollywood-Star. Die Birkin-Taschen kosten noch mehr, je nach Leder und mit Juwelen bestückt, beläuft sich der Anschaffungspreis zwischen 15 000 und 120 000 Euro. Der Liebhaber von heute muss tiefer in die (eigene) Tasche greifen.

Neben den "Unikaten" für die Weiblichkeit von heute wurde von dem adretten Auktionator Virus Graupner auch Kunst und Schmuck versteigert. Der Youngster mit dem Hammer ist der Kronprinz des Hauses, wurde einst von Barbara Hampel entdeckt, als der junge Mann noch den Zeitungstand bei Käfer betrieb und wird Chef des Hauses, wenn sich Holger Hampel (fährt den nagelneuen Baby-Rolly Royce) nur mehr seiner Frau widmen und nichts mehr tun will..

Bei Deutschlands exklusivsten Auktionshaus Hampel, einem Palais in der Max Vorstadt, verläuft der Vorgang fast englisch vornehm und nicht wie sonst bei Versteigerungen, wo es nach Fledderei, Mottenkugeln und Gerichtsvollziehern duftet. Prinz Byron-Curland saß im Publikum und auch Maus Dietrich schaute vorbei, der immer noch einen guten Schlag bei den Damen hat. Sein Vorteil: Er hat viel, sehr viel Zeit. So half er vor vielen Jahren Prinzessin Birgitta von Schweden, Schwester von König Carl Gustaf, die Zeit in München tot zu schlagen.

Das Highlight war die Versteigerung von zwei identisch gleich großen Naturperlen. Sie wurden mit 330 000 Euro angeboten. Erstaunlich: Rund zwanzig Hände flogen an diesem hellichten Vormittag in die Höhe. Der Preis war schon bei 850 000 Euro, als ein junger Mann in der ersten Reihe Platz nahm und jeden Preis überbot. Es war Christian Hemmerle, Junior der gleichnamigen Edelstein-Oase in der Maximilianstrasse. Neugierig blickte er nach hinten, wo immer noch drei Interessenten im Rennen waren und zwei Auktions-Mitarbeiterinnen mitmischten, die telefonische Mitbieter betreuten. Als der Preis bei 1 020 000 Euro angelangt war, gab der junge Hemmerle auf und verließ etwas enttäuscht den Saal.
First Lady von Deutschlands exklusivstem Auktionshaus: Barbara Hampel in ihrem Münchner Domizil.