HELMUT DIETLS LETZTE WORTE

MÜNCHEN - Es gibt lustige Witwen, traurige oder introvertierte, kalte und hysterische, zynische, schwarze, leise, aber auch peinliche. In letztere Rolle scheint Tamara Dietl hineingeschlüpft zu sein, des „Kir Royal“-Regisseurs Helmut Dietl vierte und letzte Frau, die seit des Ablebens des Künstlers eine Blechtrommel der besonderen Art rührt.

Von der Monate lang dargebotenen lieblosen Grabgestaltung (verdorrte Zweige, eine Ikea-Funzel) ist nicht mehr die Rede. Dietls letzte Ruhe im Prominenten-Gottesacker in München genießt inzwischen den leicht vornehmen Status des Bogenhausener Friedhofs. Neuerdings aber wird die Nachwelt in Erstaunen gesetzt, was jetzt die zurückgebliebene Ehefrau mit vorgeblichen Aktivitäten ihres Verblichenen inszeniert. In Kürze soll eine Ausstellung im Münchner Literaturhaus, das die Verlegerin und Lektorin Tanja Graf, Lebensgefährtin von Bestseller-und Dietl-Co-Autor Patrick Süskind, steuert, an Helmut Dietl erinnern. Man kann sich zwar nicht vorstellen kann, was dort gezeigt wird. Das Konzept für die Dietl-Show steht noch nicht einmal fest, wie vom Literaturhaus erklärt wurde. Im September bringt Tamara als Herausgeberin Helmuts letzte Worte als Buch „A bissel was geht immer - Unvollendete Erinnerungen“ heraus, ein noch problematischeres Vorhaben, dessen Druck-Fahnen gerade online die Medien als Lesespeise erhalten haben.

„Helmuts letzter Film ist dieses Buch“ beginnt der Tamara- Text. „Das ist Literatur vom Feinsten. Nicht Memoiren, die ich erwartete. Es ist wundervolle Prosa“. Dietl kann man das alles um es gleich vorweg zunehmen, nicht antun. Auch nicht die Tamara-Einschätzung zu dem verbalen Scherbengericht auf 348 Seiten:“ Dietl wollte nicht die Wirklichkeit in seinen Filmen ablichten, sondern die Wahrheit.“

Bei ihrem eigenen Text hat sie sich jenseits von Wirklichkeit und Wahrheit entweder verrechnet oder schönt sie die Zeit oder outet eine geheime Affäre und Helmut kann sich (natürlich) nicht mehr wehren. !5 Jahre habe sie mit ihm verbracht, aber das fiele noch in den Zeitraum der Romanze mit „Superweib“ Vroni Ferres. Der Dietl-Clan kann sich noch gut an die Silvester-Party 1999/2000 erinnern, wo auch Helmuts Tochter Sharon aus der Ehe mit Bestseller-Autorin Karin Dietl-Wichmann, mit ihrem damaligen Mann Mark Stork und Kindern mitfeierte, Von Tamara war beim besten Willen nichts zu registrieren. Im Buch gesteht die Herausgeber-Witwe, dass an einem " heißen Abend im Sommer 1997 ihre Liebe“ mit Helmut Dietl begonnen habe.

Es geht weiter mit Wahrheit oder Lüge: Kult-Regisseur Klaus Lemke, ein deutscher Filmemacher, der sich nie verbiegen ließ, hätte Helmut Dietl immer beleidigt. Der Film-Cowboy wies auf „People“-Anfrage die Dietlschen Anschuldigungen von sich. „Nie im Leben. Das einzige, was uns verband war die Cuterin Inez Regnier. Ich wollte immer beim Schneiden dabei sein.Manchmal half Champagner, . Helmut dagegen war froh, wenn seine Anwesenheit nicht gefragt war Die Dame hat uns im Grunde ausgesperrt. Ich habe nie ein böses Wort über Helmut Dietl verloren“.

Zu den Vorbereitungen der „Kir Royal“-Serie, produziert von Jürgen Dohme, den Dietl immer verschwieg, gehörte eine Amerika-Reise, bei der Helmut Dietl mehrfach Visconti-Star Helmut Berger zu Besprechungen traf.Und zum Essen im Restaurant „Dome" . Der eine Helmut wollte den anderen Helmut als Titelheld „Baby Schimmerlos“ besetzen. Berger hätte damals auch seine Freundinnen, die beiden Stars Linda Evans und Joan Collins , problemlos mitgebracht. Doch Helmut Dietl traute sich nicht, weil er Chaos am Set befürchtete. Bei den Meetings war die damalige Ehefrau Karin Dietl-Wichmann dabei.

In Helmuts unvollendeten Werk, das zum größten Teil die Steinzeit seines Lebens, die Kindheit, Mama und Sturm- und Drangzeit beleuchtet, und Ehen und enge Familie verschweigt, beschimpft er abgründig Helmut Berger wegen Drogen, obwohl er in seinem Privatleben, dafür Verständnis hatte. Überraschend taucht er bei der Serien-Recherche bereits in Hollywood die Französin Denise Cheyresy auf, seine spätere Frau und angebliche Freundin von Lemke-Freundin Cleo. Mit Denise war der Kult-Regisseur oft im Schwabinger "Café Extrablatt", Cleo bekam in "Kir Royal" eine kleine Rolle.

Ein wahres Wort ist das Nachwort von „Parfüm“-Schriftsteller Patrick Süskind, Edelfeder beim „Kir Royal“-Drehbuch.

Weltstar Mario Adorf, der Held in "Kir Royal", hier mit Schauspielerin Gisela Hahn. Links Gesellschaftsreporter Michael Graeter