HAMLET AM HERD LEUCHTET

MÜNCHEN - Der Preis mit dem Thomas-Mann--Licht war überfällig wie keiner in der Nation. "München leuchtet". Prof. Dr. Eckart Witzigmann wurde jetzt die begehrte Trophäe verliehen, der diese Stadt vor Jahrzehnten auf besondere delikate Weise zum Leuchten brachte.

Josef Schmid
, der agile Bürgermeister im Münchner Rathaus, heftete ihm den Orden ans Revers. Längst hätte er dort glänzen müsste. Mit diesem feierlichen Akt ist auch ein großer Patzer ausgewetzt worden, weil Rathaus-Vorgänger der Steinzeit den Smaragd der dolce Vita recht derb behandelt haben. So konnten - Schwamm darüber - behördlich mal wieder Smart-Punkte gesammelt werden. (Im Moment herrscht übrigens im Zuckerbäcker-Palais am Marienplatz nicht die beste Luft, weil keiner der Münchner die neue Fußgängerzone will, für die 200 000 Euro verschwendet wurde.) Witzigmann strahlte, um nicht leuchten zu sagen, und sah blendend aus. Sieben Kilo weniger machen leicht kleinen Hollywood-Look aus.

Ecki ist nicht nur seit 1994 Jahrhundertkoch, der Queen, Gorbatschow oder George Bush verwöhnt hat, sondern auch Lebens- und Nahrungs-Forscher, Aufklärer, Visionär und längst vom Herd erhoben und "Koch der Könige und Götter", wie ihn die "New York Times" bezeichnete. Ohne Eckart hätten viele Zeitgenossen gar nicht gewußt, was Orgasmus im Gaumen ist. In früheren deutschen Generation herrschte in erster Linie fast nur das Bedürfnis, das Gefühl des Hungers zu befriedigen. Er hat München paradiesisch verzaubert und zur Gourmet-Hauptstadt gekürt. München schlemmt, ganz ungehemmt.

Der Hamlet am Herd in den frühen Zeiten war der erste Küchenkünstler, der in Deutschland mit dem möglichen Höchstniveau "3 Michelin-Sterne" ausgezeichnet wurde. Erst im Freßtempel "Tantris" in Schwabing, den Hausherr und Feinkost-Pionier Fritz Eichbauer geholt hatte, und später als eigener Chef in Witzigmanns eigenerer Oase "Aubergine".

Ein Gramm der Society-Sünde, frustriert verraten und in die falschen Amtsstuben geraten, machte den größten Knick seiner beispiellosen Karriere. Er verlor sein Himmelreich-Restaurant. Die Keule war brutal, doch Witzigmann zeigt sich als Steher. Nach dem Ausspruch: Ein Guter hält es aus, um einen Schlechten ist es nicht schad.

Das Bestrafungs-Mass, das an ihm genommen wurde, war ohne Gefühl brutal überzogen, gemessen an dem was er der weißblauen Herz-Nerz--Metropole geschenkt hat.

Nach der Verleihung im Rathaus versammelten sich die Wichtigsten der Matinee in Thierry Leoncellis "Franzose am Eck" im "L'Atelier" zu einem Lunch mit Witzigmann-Champagner. Bürgermeister Schmid und Eckart ließen die Gläser klingen und prosteten der kleinen Runde zu. Darunter: Witzigmann-Lebensgefährtin Nicki Schnelldorfer, Eminenz der "Eckart-Preis"-Organisation, mit charmanter Tochter Theresa, Konzertimpresario Mario Mendrzycki, Wiesn-Unternehmer Michael Menzel, "Blauer Bock"-Chef Stefan Grosse mit Freundin und Ex-Falco-Manager und Witzigmann-Berater Horst Bork.
Verleihakt im Münchner Rathaus: Bürgermeister Josef Schmid verleiht Eckart Witzigmann die begehrte Trophäe "München leuchtet".
In Thierry Leoncellis Münchner Restaurant "L'Atelier": Bürgermeister Josef Schmid und Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann.