GOLDHAUT WILLY MICHL

Blues-Bonaparte Willy Michl, der weißblaue Superstar.
Blues-Bonaparte Willy Michl, der weißblaue Crazy Horse bei seinem Gastspiel beim Bruckenfischer an der Isar in Schäftlarn,
Willy Michls Harem: Squaw Cora (l.) und seine erste Frau.
Heimspiel: Willy Michl bei seinem Open-Air-Auftritt im "Bruckenfischer" an der Isar.

MÜNCHEN -  Vollmond über dem "Gasthaus zum Bruckenfischer" an der Isar in Schäftlarn bei München und darunter thront auf Gestühl mit Pelz der weißblaue Indianer Willy Michl. Der Blues-Bonaparte ist für ein Open-Air-Konzert angetreten und bei ihm gibt es keinen Auftritt, bei ihm ist es ein Ansitzen. Michl, mit zwei Adlerfedern im Haar und die nackten Arme mit Zeichen wie zum Kriegspfad bemalt, sitzt wie in einem Wigwam schon da, bevor seine Fans kommen, und daneben ganz in schwarz seine Wolllust-Wolke Jessica Rabitt, bürgerlich Cora. Sie gehört zum Bühnenbild.


Dem Nebengeräusch mit dem teuflisch roten Tsunami-Mund ist der eigentlich unerlegbare Vollblutmann Willy verfallen und angeblich scheint er seit Beginn des Ehebunds keine Andere mehr anzuschauen. Ich glaub's zwar nicht, aber es vergeht kaum ein halber Tag ohne Treue-Statements und ehelicher Stärkung. So muss er sie immer küssen, bevor es ins Rampenlicht geht.


Der Sound ist Stunden vorher gecheckt worden und so perfekt wie bei amerikanischen Shows wird er am weißblauen Nil geboten. Angesichts dieses Paares aus Monogamien würde der legendäre Indianerhäuptling Crazy Horse vor lauter Neid und Eifersucht sich und das Kriegsbeil ausgraben. „Isarflimmern“ singt Willy und jeder spürt das, Gänsehaut im lauen Abendwind.


Mit seinen großen Händen bearbeitet der musikalische Einzelkämpfer die Gitarre mal sanft und mal hart, entlockt die verrücktesten Töne und die Saiten werden hämmernd und schnell so angegriffen, dass man sich nicht wundern würde, wenn sie reißen. Die Saiten reißen nicht, sondern erzeugen unter der mächtigen Handbehandlung himmlischen Blues. Zur Krönung obendrauf die unverwechselbare Männerstimme mit traumsicherer Tonlage und keinem Versprecher. Die Rothaut mit der Grünen-Vorliebe wirkt wie ein Fels und aus den Marlon-Brando-Lippen schlüpft Willy-Michl-Exklusivität. Das ganze Auditorium kann sich ihm nicht mehr entziehen. "Willy Michl." das würde Carlos Santana sagen , und Jimmy Hendrix oder Elvis Presley hätten es gesagt:" Er ist einer von uns, der Musikus aus München".


Willy Michl  geht um sein Steh-Mikrophon herum, singt Cora mit betörenden Blicken an, wie ein Liebhaber beim Fensterln, und dreht sich dann wieder zum Publikum. Er erzählt aus seinem wilden bunten Leben, von seiner Mutter, seinem Vater, seinem Schicksal bei der Bundeswehr, und in den Bergen. „Isarflimmern“ überall.


Dazwischen gibt es auch leichtere Lieder-Kost – da summen ergebene WM-Fans leise mit. Wenig später ist Pause, die eigentlich nicht sein muss, die er mit einer halben Bier, alkoholfrei, beginnt. Der zweite Teil ist ebenso pur und identisch. Auf seinem Kopf stecken jetzt sieben  Adlerfedern. Applaus und Jubel. Nach der vierten Dreingabe wollen sie Willy Michl und Cora noch immer nicht gehen lassen.

Seine kraftvolle Melodien-Reise geht weiter. Hier sein aktuelles Gastspiel:

Der Isar-Indian Willy Michl ist jetzt auf seinem Konzert-Pfad am weißblauen Nil von der Schinderbrücke in Thalkirchen etwas nördlich nach Freising gewandert, aber schon mit seinem "Opel"-Pony. „Ich singe immer, wo die Isar fließt“, sagt Willy und küsst seine Squaw Cora bevor er auf die Bühne geht. Dort, im „Lindenkeller“, einer geschichtsträchtigen Gaststätte mit Kleinkunst- und Konzertbühne, tritt der Gitarre-Gerillio, diesmal mit zehn Adlerfedern im Haar, in dosierten Abständen auf und Freisings Freaks erscheinen mit Dauer-Vorliebe, um sich von diesem Blues-Einzelkämpfer mit seinem 3-Stunden-Gastspiel immer wieder fesseln zu lassen. Alle sind sie da, obwohl Willy Michls Auftrittstermin ein bißchen schwach in der Stadt plakatiert wurde. Es wurde auch ohne zurückhaltender Werbeaktion wieder ein Fest, mitsingen inklusive. Die Konzert-Lokation mit den dünnen Metallsäulen wirkt für WM wie massgeschneidert.


„ Ein Hammer. Sein bestes Konzert aller Zeiten“, schwärmt der Mann an der Kasse. "Es muss ein Sonntag g'wesen sein“ singt Willy zum Finale, und weiter: „ein Tag voll hellem Sonnenschein, es war ein Glückstag ganz gewiss, wia unser Bayernland entstanden ist." Zum „Isarflimmern“ lässt Willy Michl wie immer Politik miteinfließen. Frank frei verkündet er sein Verhalten bei der Landtagswahl , dass er Ludwig Spaenle von der CSU, der ein guter Landesvater für Bayern sein könnte, ein Kreuz geben werde und das andere den „Grünen“.


Hinter den Sitzplätzen befindet sich praktisch gelegen eine moderne Bar mit allerdings leider noch moderneren Gepflogenheiten. Für jeden Getränke-Plastikbecher muss der Gast beispielsweise zwei Euro für den lächerlichen Pfand berappen. Der „Lindenkeller“ steht auf einem kühnen Hügel namens „Veitsberg“, wo es kerzengerade 50 Meter in die Tiefe geht und es bei Dunkelheit gefährlich werden kann, wenn einem Gast das Bier zu gut geschmeckt hat. Der Hügel ist total ausgehöhlt, von außen nicht zu erkennen. In dem Gewölbe wurde Gerstensaft gebraut und zum Kriegsende verschanzte sich dort die SS.

Sein nächstes Konzert: 19.10.2018 im "Alten Bahnhof", Steinebach am Wörthsee.