DIE QUEEN LÄCHELT UND DER BUNDESPRÄSIDENT GAU(C)KELT EINE EHEFRAU VOR

BERLIN - Die Queen steigt mit ihren zeitlos 89 Jahren erstaunlich fix die steile Bordtreppe der Privatmaschine herunter. Dann steht sie neben Prinz Philip, 94, unverwüstlich, auf dem roten Teppich des Vorfelds und lächelt das graue Berlin weg. Ein hinreissendes Vergissmeinnicht-Lächeln.

Die Königin ist überpünktlich gelandet und wie immer perfekt gedresst. Die breiten Türen des schwarzen Bentleys ohne amtliches Kennzeichen erlauben ein königliches Betreten der Limousine, eine gepanzerte Sonderanfertigung aus der Volkswagen-Familie. In diesem eigens hoch gebauten Wagen kann die Monarchin ihren weißen Hut aufbehalten und wird mit ihrem Prinzgemahl zum Hotel Adlon chauffiert.

Das war am Dienstagabend, die Stunden des Lächelns, und noch kein Gauck da. Warum war der als Gastgeber der Bundesrepublik nicht schon beim Flughafen bei der Ankunft des Staatsbesuchs aus England? Empfangen wurden die Top-Gäste aus London vom englischen Botschafter und 21 Böllerschüssen. Mit Etikette oder Höflichkeit scheint es bei Bundespräsident Gauck beim näheren Hinsehen nicht so genau zu sein. Joachim Gauck, verheiratet und evangelischer Pfarrer, empfängt anderntags Königin Elisabeth II und Prinz Philip zusammen mit seiner Freundin Daniela Schadt auf dem roten Teppich vor dem Schloß Bellevue. "Spiegel online" befördert die in rot gewandete Lebensgefährtin sogar zur "First Lady", aber das können eigentlich nur verheiratete Damen sein.Inzwischen kursiert schon der Spitzname "Schadt-Stoff".

Die Queen, die bei der Zusammenkunft im Schloß nur kritisch oder süßsauer dreinblickt, wird es nicht gewusst haben, daß der erste Mann des deutschen Staats mit seinem Bratkartoffelverhältnis angetreten ist - ein protokollarischer Skandal. Es ist erstaunlich, mit welch drolliger Sturheit die rote Linie überzogen wurde und Gauck sich salopp den Affront gegenüber allen verheirateten Paaren erlaubt. Eine Freundin, die er privat lieben, schätzen und würdigen kann, hat in der offiziellen Polit-Szene nichts zu suchen. Schon gar nicht auf Kosten der Steuerzahler, wenn mit der Freundin "offiziell" verreist. Ein Vorstandsvorsitzender eines deutschen DAX-Unternehmens würde hochkantig rausfliegen. Wenn wilde Ehen salonfähig werden, können alle Standesämter schließen oder sind nur noch für die dritte Dimension von menschlichen Gemeinschaften zuständig.

Beim Staatsbankett erlaubt sich der Bundespräsident noch einen weiteren Fauxpas: Da ist bei Königs in London nämlich Frack angesagt, Gauck bestimmt Smoking als Dresscode bei der Soiree für die Briten. Königin und Prinzgemahl sind damit "overdressed", weil sie korrekt mit Orden gekleidet sind. Frack ist weltweit Pflicht beim Staatsbankett, das nur nebenbei. Noch zwei Gauck-Schnitzer: Als Dame trägt man das Abendkleid nie in der gleichen Farbe wie die der Robe des Top-Gasts (Queen) und warum sitzt die Freundin von Joachim Gauck neben der Königin, was eigentlich Kanzlerin Angela Merkel zustehen würde. Wahrscheinlich hat Daniela bei aller Vertrautheit auch das Placement gemacht.

Die Berliner jubeln trotz Regenwetter über den Queen-Besuch. Im Schloß des Bundespräsidenten lächelt die Queen nur einmal, als ihr ein Geschenk präsentiert wird. Ein Gemälde mit Elizabeth als Kind auf einem Pferd von Malerin Nicole Leidenfrost. "Meinen Vater kann ich da nicht erkennen", sagt die Königin. Das Bild wurde nach einer Fotovorlage gemalt.

Als einzige negative Stimme wird eine angebliche "Stern"-Umfrage vernommen, die pausenlos, aber einsam, von einem Privatsender zitiert wird. Den Leuten, die sich da im TV gegen die Monarchie äußern, sieht man es an, dass sie den Frust pflegen.
Sie lächelt und lächelt am ersten Tag: Die englische Königin Elizabeth II in Berlin
Beim Unter-Vier-Augen-Gespräch: Gauck, Prinz Philip und Daniela Schadt.
Präsidenten-Freundin Daniela Schadt macht vorbildlich einen vorgeschriebenen Hofknicks.
Prinz Philip bleibt auf Distanz. Links Gaucks Lebensgefährtin Daniela.
Profile zweier Länder: Queen Elizabeth und Bundespräsident Gauck.
Macht es sich gemütlich: Freundin Daniela Schadt und Joachim Gauck.
Empfang des Bundespräsidenten: Joachim Gauck mit Queen und dahinter seine Freundin Daniela Schadt.