IN GSTAAD LIEGT DER TEUERSTE SCHNEE

In Gstaad im Berner Oberland ist Krise oder Armut so weit weg wie die Sterne von der Erde. Ein Edeldorf mit edlen Leuten in edlem Dekor oder wie Filmstar Julie Andrews es ausgedrückt hat:“The last paradise in a crazy world“. Aber auch mit edlen Preisen, die Rucksack-People abhalten.: Ein Schnitzel, kleiner Hummerschwanz und zwei Cola für 350 Franken, Waschen und Föhnen einer Lady für 150 Franken.
Man sieht nur Damen, an denen beim Outfit alles echt und teuer ist, der Zobel, die Brillis, die Krokotasche, die Seidenstrümpfe. Manches Antlitz wurde passend geschönt oder schmeichelt sich in die Silberfuchskapuze weg. Die Herren reisen nur mit hochzylindrigen Limousinen oder Nobel-SUVs an. Der Apres Ski ist deutlich mehr angesagt, obwohl es vom Gletscher des 3200 Meter hohen Diablerets Massivs eine tollkühne Abfahrt gibt, einer Hausstrecke von Roman Polanski. Bis vor fünf Tagen hat es zwar nicht geschneit und der Ort grünte zur Weihnachtszeit vor sich hin. Aber jetzt überzog Frau Holle Gstaad ganz in weiß, Schnee von bester Qualität liegt da, und ein blauer Himmel rundet die Postkarten-Idylle ab.
Promiente Gesichter wohin man blickt. Star-Regisseur Roman Polansi (im dunkelblauen Anorak) nimmt gerade mit seiner Frau Emmauelle einen „Earl Grey“ in einem Tearoom und nascht an ein paar Pommes in Dorf-Mitte. Er wohnt in Gstaad schon seit 1970 und teilte sich anfangs ein Chalet mit dem Münchner Filmproduzenten und „Scotia“-Chef Sam Waynberg, der im Dezember 2011 verstarb und von seiner Witwe Gabriella, die ebenfalls in Gstaad ist, so heim lich beerdigt wurde, dass es der Bogenhausener Freundeskreis gar nicht mitbekam. Im Mittelpunkt der Schönen, Reichen un ein paar Mehrscheinern, ist das 100 Jahre alte „Palace-Hotel“ so wie die Herberge gleichen Namens in St. Moritz. Großaktionär und Kunstsammler Mick Flick ist (solo) zu Gast und trifft in der Lobby langjährige Freunde wie Günter und Elvira Netzer. Mick war zu Weihnachten bei seiner Schwägerin Gloria im Regensburger Schloß und feierte mit den Kindern. In der Lobby sind auch Caroline-Sohn Andrea Casiraghi und seine schöne Frau Tatiana sowie US-Filmstar John Travolta. Amerikanern, die zwar mit Aspen gut bedinet sind, scheinen an Gstaad einen besonderen Gefallen zu finden. So ist auch die Queen of Pop, Madonna, wieder gekommen. Ihre Ski-Künste haben sich nicht wesentlich verbessert, ihr Outfit aber hypermodern, ein enganliegender Rennanzug mit sechs schräg verlaufenden Reißverschlüssen. Madonna ist mit ihren Adoptiv-Kindern Lourdes, Mercy und David angereist und wohnt bei Modeschöpfer Valentino. Madonna, die bis Anfang Januar bleiben will, ist wieder Single, von ihrem Tänzer Brahim Zaibat hat sie sich vor kurzem getrennt. Auch Mirja Sachs, in Begleitung eines neuen Fremdenführers, weilt in Gstaad, wo ihr legendärer inzwischen verstorbener Mann Gunter Sachs drei Chalets besaß. Das schmucke Ensemble ist von einem Nachbarn gekauft worden, der sich einen Tunnel als Verbindung bauen läßt. Die anderen Häuser besitzen schon solche unterirdischen Zugänge.
Von allen abgebusselt wird Entertainer Elton John (im grauen Jogging-Anzug) am Eingang des neuen Pracht-Hotels „The Alpina“, das dem altehrwürdigen „Palace“ mit neuzeitlicher Eleganz große Konkurrenz macht. Er ist zusammen mit Ehemann David Furnish gekommen, der mit seiner Gabardinehose und Pullover elegant hervorsticht. „Ich habe von so vielen guten Freunden nur Bestes über Gstaad gehört, dass wir es jetzt mal ausproblieren“, sagt Elton in der Hotelhalle, wo er der charmanten „Chanel“-Erbin Valerie Wertheimer begegnet und dem Münchner Star-Auktionator Holger Hampel mit seiner leidenschaftlichen Ehefrau Barbara. Das „Alpina“ ist so fein, dass es seinen verwöhnten Gästen die privaten Parkplätze kostenfrei zur Verfügung stellt. Internet und WLAN ist ohnehin gratis.

Der Abend in der „Grünwalder Einkehr“ war alles andere als „08/15“. Beim urigen Gastro-Gastspiel des toskanischen Wein- und Delikatessen-Versandhauses „Trattoria La Vialla“, das seit 35 Jahren Italo-Schmankerl europaweit ins Haus liefert, fühlte sich Blacky „sauwohl“.
Der vom Schicksal gebeutelte Filmstar Joachim Fuchsberger (2 Schlaganfälle, drei Herzperationen und der Verlust von Sohn Thomas), der mit 27 Lenzen bei seinem Karriere-Beginn den Gefreiten Asch in dem Kommiß-Film „08/15 spielte, saß blendender Laune mit Frau Gundel, „Linde“-Primus Wolfgang Reitzle mit Frau Nina Ruge, „FC Bayern“-Boss Karl Heinz Rummenigge mit Frau Martina und Großgastronom Peter Pongratz mit Frau Arabella an einem der runden, weißgedeckten Tische des Wintergartens. Das Essen war lecker, aber schwer. Ein Grappa war hilfreich. Die „Grünwalder Einkehr“-Küche blieb kalt, das „Toskanische Weinfest“ bekochten die Italiener. Als um Mitternacht TV-Schauspieler Ralf Bauer auftauchte, bekam er, noch im Mantel und mit Käppi, in der Küche ein paar Nudeln.
Blacky Fuchsberger tut sich etwas schwerer beim Gehen, aber sonst fühlt er sich fit. Seinen Gesundheitszustand bezeichnet der 86jährige mit einem Satz:“ Das Hirn funktioniert, aber der Körper macht nicht mehr so recht mit“. Gundel und Fuchsbergers Nachbarin Kirsten Kastalio aus der Grünwalder Hubertusstraße schmunzelten. Kirsten, Ehefrau von Oliver Kastalio, Vorstandsvorsitzender des Optik-Konzerns „Rodenstock“, ist übrigens die Edel-Chauffeuse von Blacky. Sie hat schon seit langem den Fahrdienst des vermögenden Schauspielers übernommen, der seinen Führerschein abgegeben und sein Auto verkauft hat. Sie fuhr die Fuchsbergers auch an diesem Abend.
Mir hatte man einen Tisch zugeteilt, an dem die TV-Stars Josef Hammerschläger und Elmar Wepper, mit Frau Anita , und „Radio Gong“-Vorarbeiter Georg Dingler Platz genommen hatten. Später gesellte sich Roberto Blanco mit seiner Frau Luzandra dazu, etwas außer Atem. Er sei gerade aus Salzburg gekommen, wo das Paar lebt, und er werde gleich wieder zurückfahren. (Von seiner Ex-Frau Mireille war ihm letzte Woche eine Zwangsvollstreckung in sechstelliger Höhe in München zugestellt worden.) Weil ich kürzlich seine skurrile Hochzeits-Zeremonie in der Mandlstraße etwas kritisch beäugte, warf er mir - ein bißchen Spaß muss sein - tötende Blicke zu und zeichnete mich mit einem Schimpf-Prädikat aus. Er blieb 20 Minuten am Tisch, verzehrte mit rollenden Augen die Lasagne und verabschiedete sich eilfertig mit der Bemerkung „Gute Besserung“. Trotzdem ließen sich Roberto und Luzandra das Freihaus-Menue nicht entgehen und speisten in einem anderen Saal des Restaurants weiter.
„Bulle von Tölz“-Produzent Ernst von Theumer, am Nachbartisch, wo Immo-Neuling Claudia Kluthe Akquise betrieb, war mit seiner Frau Daniela gekommen und erzählte von einem kleinen bevorstehenden Champagner-Fest, das er am 30. November in der Reisch-Bar in Kitzbühel geben will, und dass seine Casting-Favoritin, Paula Fizun, statt TV-Star zu werden, geheiratet hat und bereits in guter Hoffnung ist. Was ein Trip nach London oft für Folgen hat.
Zum Schluß ließ sich 60er-Kicker Manfred Schwabl sehen, der anschließend mit Willy Wohlschläger (Pferdegestüt Tann)in der „S-Bahn“ nach Holzkirchen nach Hause fuhr.