DER "GROSSE RUDOLPH"- FILM

Sie spielt die Mama Else, er den Modegeschäftbetreiber Rudolph Moshammer: Hannelore Elster und Thomas Schmauser in "Der große Rudolph".
Moshammer-Darsteller Thomas Schmauser und "Mama Else" Hannelore Elsner.
Fernseh-Direktor Dr. Reinhard Scolik
 München - In der Beletage des „Literaturhauses" in München lässt sich Fernseh-Direktor Dr. Reinhard Scolik beim „BR-Filmbrunch 2018“ in die Karten schauen. Nach mahnenden Worten über  Sparmaßnahmen, die der öffentlich-rechtliche Sender erfüllen muss, aber bei der Produktion kein  Rotstift angesetzt werden dürfe, stellt er Kostproben von neuen, zum Teil noch nicht fertiggestellten Filmen vor -  die „BR-Filmhighlights 2018“. Seine Mitarbeiterin Bettina Ricklefs erläutert charmant einige Hintergründe. Das „Dahoam is dahoam“ muss sie noch lernen richtig auszusprechen.

Am besten gefällt unter den zwei Dutzend Clips die Grießnockerlaffäre und das „Sauerkrautkoma“. Den Namen des Regisseurs, Ed Herzog, muss man sich merken, mit welchem Drive und großer Optik er seine Schauspieler durch die turbulenten Szenen jagt. Leicht geschockt darf man neben den sicher  treffenden „Lebenslinien“ über die Wiesn-First-Lady Gabriele Weishäupl  und die beiden Rosie Mittermeier und Christian Neureuther das angedrohte Doppelpack über Rudolph (im Pass: Rudolf)  Moshammer, "Der große Rudolph" hinnehmen. Für den wahren Münchner, der beim Anblick des Herrn mit der Zweipack-Frisur die Straßenseite wechselte, war „Mosi“nicht mal ein Schneider,  bestenfalls ein Aufschneider.  Er war nie seinem ganzen Leben  Designer und krönte seine Karriere als Laufbursche bei Star-Herrenschneider Max Dietl. Das weiß jeder in München.

Durch ein Entgegenkommen von hinten finanzierte Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach die Boutique „Carnival de Venise“. So lange Mutter Else mit ihren blau gewachsenen Haaren (im Film köstlich Hannelore Elsner) dort operierte, florierte der Modeladen trotz überzogener Preise. Nach ihrem Tod musste Moshammer sein Geschäft halbieren und an das Schreibfeder-Unternehmen „Montblanc“ untervermieten. Mit einer Raubkatze an der Leine versuchte er bei einem PR-Spaziergang vor der Münchner Oper Reklame zu machen. Reine Werbearbeit war auch sein vorgetäuschtes Mitleid für Obdachlose. Einmal ließ Moshammer  bei der der Wittelsbacher Brücke rote Päckchen vor laufender RTL-Kamera überreichen, die absolut leer waren. Rudolf verschenkte Luft. 

Statt einen Film über einen Rosstäuscher zu drehen und bei der Edelsendung „Lebenslinien“ noch eins drauf  „…was vom Traum geblieben ist“ über ein Nichts zu sinnieren, hätte man lieber einen Film über weißblaue Heros wie  Karl Valentin, Weiß Ferdl, Liesl Karlstadt, Walter Sedlmayr, Sigi Sommer, Hostess Silvia, spätere Königin von Schweden oder Franz Josef Strauß gedreht.

Einige der „Brunch“-Gäste treffen sich zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater, ebenfalls fest in BR-Hand. Im Gegensatz zu früher, als Horst Seehofer den Preis verlieh und meist in letzte Minute erschien, läuft eine Stunde vor Beginn der Live-Übertragung die Gastgeberin der Soiree, Ministerin Ilse Aigner,  in einem glitzernden Hosenanzug, Modell Nixe,  über den roten Teppich. Danach steigt die prominenteste Schauspielerin des Abends aus dem Shuttle-BMW, Diane Kruger, die sich sofort freimacht, also schnell den Mantel nach hinten gleiten lässt und bereit ist, sich in schulterfreier Robe trotz Sibirienkälte dem Pulk von Fotografen und Kameraleuten hinzugeben. Nach dem Windschatten der gerade preisgekrönten Filmschauspielerin (geborene Diane Heidkrüger) greift Katja Eichinger, die man bisher nur als Blitz-Witwe wahrnimmt. Die gern im Rampenlicht badende Blondine, sieht mit ihrem gerupften Abend-Dress und Schnipsel-Frisur so aus, als ob sie gerade „Friederike“ begegnet ist. Warum Katja, die nur ganz kurz mit dem verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger , unter anderem wegen gemeinsamer Kaviar-Vorliebe verheiratet war, immer ganz vorn dabeisein will, hängt sicher damit zusammen, dass bei ihr „dahoam“ keine Spiegel hängen. Bei  ihrem spontanen Gelächter  glaubt man fast, sie hat mehr mehr Beisserchen als jeder andere Mensch.

Ein Glück, dass mir gleich später ein strahlendes, gut riechendes Honig-und-Milch-Girlie über den Weg läuft, das absichtlich nicht den roten Teppich gewählt hat. Es ist die First Tochter Susanne Seehofer, die mit Freundinnen und einem Spezi zur Verleih-Gala gehen. Als auch ich mit der munteren Gruppe das Theater betreten will, hält mich ein  Platzanweiser-Bubi auf. „Hier können Sie  nicht herein. Sie müssen warten, bis die Pressedame kommt und sie hineinführt.“ Aus angeblicher Sicherheit, aber soviel Blödsinn habe sich schon lange nicht mehr gehört. Susanne Seehofer sehe ich bereits nicht mehr und ich versuche übers Café „Prinzipal“ von hinten ins Theater zu kommen. Ich wollte ja nur für meine Beobachtungen zur Garderobe und zum Wintergarten, wo anschließend der Empfang nach der Verleihung stattfindet.

Das Café ist schon voller  Medienvertreter, die mit Leberkäs und Kartoffelsalat ruhiggestellt werden, wobei man sich schon fragt, wo die alle drucken oder senden. Die Kollegen, die über den Filmpreis berichten, kann man sich an den fünf Fingern abzählen. „Sie dürfen alle nicht rein“, sagt ein Staatskanzlei-Mitarbeiter freundlich, „erst später für 30 Minuten beim Empfang“.  Soll ich jetzt  über Reporter beim Speisen berichten? Ich verlasse  das bedrohte  Theater und schau mir die  Preisverleihung daheim  im Fernsehen an. .