HÄUSER-BARON HAMMELE IM HIMMEL
München - Der letzte Weg der rund 300 Trauergäste für Münchens Häuser-Baron Walter Hammele, der 1000 Wohnungen besaß und 10 000 verwaltet hat, maß fast einen Kilometer. Es war nicht der Ostfriedhof, dessen Aussegnungshalle in der Society-Serie "Kir Royal" für ein verfilmtes "Tantris" mit Mario Adorf herhalten musste, sondern man musste um den riesigen Friedhof herumgehen, um zu der kleineren Aussegungshalle des Krematoriums zu gelangen. Man kam an vier schwarzen Schloten vorbei, die 30 Meter in den Himmel ragen. Eine bedrohliche Atmosphäre.
Wer pünktlich zu der Beerdigung gekommen war, konnte einen der 50 Stühle ergattern. Auch diese Zeremonie unterlag den gegenwärtigen Hygiene-Vorschriften. Alle anderen Trauergäste mussten vor dem Gebäude stehen. Über einen Außenlautsprecher war Frank Sinatra ("My Way"), die Rede eines unabhängigen Geistlichen und der Gesang des Gastronomen Joschi Lamm zu hören, der sein Lied a la Playboy James Graser vortrug und von einem Harfenspieler begleitet wurde. Mit Ausnahme von einem gemeinsam gesprochenen "Vaterunser" war die Abschiedsansprache gereinigt religionsfrei. Man erfuhr von der grandiosen Karriere Hammeles und dessen intensivem Leben, der nichts ausgelassen hat und der Vorliebe für Oldtimer. Zuletzt habe sich der Unruheständler über einen reparaturanfälligen "Jaguar" mit "H"-Kennzeichen geärgert.
Der Witwe Andrea Hammele, die das traurige "Servus von Walter" perfekt organisiert hat, sah man den Schmerz an. Sie konnte die Tränen kaum bändigen, wenn sie von den Freunden in den Arm genommen wurde. W.H. wird fehlen, er machte München, wo er hinkam, noch schöner, unbeschwerter. Das weißblaue Stöcklwild war von seiner Eloquenz und Großzügigkeit magisch angezogen. Natürlich erschienen die ganzen Wirte, bei denen Hammele jahrzehnte lang Gast war und zur Stammtischrunde am Olymp im "Bratwurstglöckerl" zählte, wo eine Unzahl kleiner Bildchen an der Wand an Gäste erinnert, die auch mal da waren, aber nicht mehr da sind.
An diesem ausbaufähigen Holztisch, wo es früher "Hacker Pschorr" aus stangengeeisten Holzfässern gab und heute "Augustiner" ausgeschenkt wird, sprang der klassische Kapitalist Walter Hammele sogar über seinen Schatten und trank mit den Roten (OB Reiter, OB Udo, und Altstadträte der SPD) so brüderlich als wäre er selbst ein Indianer. Dort in der "Bratwurst", wie es der Insider sagt, fand der Leichenschmaus statt. Es war auch Hammeles Leibarzt Prof. Dr. Werner Sack erschienen, Münchens letzter Hausarzt, der noch mit seinem Lederköfferchen nach Hause kommt. Weiter gesichtet: Staatssekretär Hans Spitzner, Heiko Plapperer (früher "Deutsches Theater" in München) Alpha-Metzger Sepp Gaßner (besonders elegant: Trachtenjoppe zu Stresemannhose), UNI-Mathe-Chef Klaus Hirth (einst Münchens jüngster CSU-Stadtrat), Hotelier Stefan Grosse ("Blauer Bock") Wiesnwirt Werner Hochreiter, Stadtpflasterer-Witwe und Beckenbauer-Kennerin Inge Pfeifer, Sepp Adam (früher Forsthaus Wörnbrunn) , sowie Walters Freund und Motor-Berater Thomas Maier. Auch ein Feind von Hammele tauchte auf - wahrscheinlich vom schlechten Gewissen geplagt - bei der Trauerfeier, ein langjähriger Advokat, der ihn zuletzt tief enttäuscht und ihn zusammen mit einer ebenso langjährigen, überreichlich unterstützten Freundin bei einem Immobiliengeschäft frech über den Tisch gezogen hat. Großhotelier Ekkehard Streletzki, langjähriger Spezi, hat es wohl nicht geschafft aus Berlin zu kommen.