DER TÖDLICHE STURZ DES NINOFLEX-ERBEN

Tödlicher Sturz auf der steilen Treppe zu Hause: Großunternehmer und "Filser Bua": Jerg Bronner.

MÜNCHEN -Münchens Personen der A-Liste haben sich versammelt um einem der ihren das letzte Geleit zu geben. Die Prinzen Ferfried („Pfaff“) von Hohenzollern und Poldi von Bayern mit Frau, Prinzessin Ursula, die TV-Stars Fritz und Elmar Wepper, Bernd Herzsprung, Wacker-Erbe Alex Hesse, Uschi Siebert mit Lebensgefährte, Ex-Disco-Chef Nico Niessen, Deutschlands berühmtester Maibaumräuber aller Zeiten, Heinz Jahnel (Zahnarzt a.D.), Ex-Herrenausstatter Harry Lindmeyer, viele Industrielle, Ex-Staatssekretär Hans Spitzner, der Panzer-Heli, ein paar Angestaubte und Blondinen, die hartnäckig an ihrer Jugend festhalten, sind darunter. Ungewohnt in der Früh um 9.30 Uhr haben sich rund 150 Trauergäste in der Aussegnungshalle des Nordfriedhof eingefunden und vom Band ertönt Musik. Völlig überraschend ist Ninoflex-Erbe, Wohltäter und Großunternehmer Jerg Bronner zu den Engeln geflogen. Als die Bronni-Gemeinde zum Grab schreitet, beginnt es heftig zu regnen, als ob der Himmel Trauer tragen würde.

Obwohl der Langzeit- „Filser Bua“Jerg, im Alter wirklich jung geworden, kurz vor seinem 80. Geburtstag (am 8. Januar 1939 geboren) stehend, aber fit wie ein Fünfziger und tatendurstig fürs neue Jahr, konnte niemand das dermaßen rapide, brutale Aus erahnen. Nach einem unglücklichen Sturz um Mitternacht auf der steilen Treppe zu den Gastwohnungen seines Bogenhausener Domizils brach sich Jerg Bronner das Genick und lag bewußtlos unentdeckt da - zu lange, als ihn seine Frau Claudia fand, die dann beim Anblick ihres regungslosen Ehemannes sofort in Ohnmacht fiel. Nachbarn alarmierten die Rettung. Für Jerg, dem Verherrlicher der Münchner Lebensart und oft ein Mitleidenschaftlicher, kam jede Hilfe zu spät. Claudia Bronner musste laut seiner Patientenverfügung die von ihm gewünschte, schreckliche Massnahme in die Wege leiten, wenn ärztlich festgestellt wird, dass das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Jerg hat schon immer für sich und seine hoch geachtete Familie in allen Bereichen frühzeitig gehandelt.

Ein Priester schickt Bronner, der auf Mykonos eine Ferien-siedlung erbaute,  nicht auf die Reise ins Paradies. Jerg war aus der Kirche ausgetreten und da wollte das Bodenpersonal mit dem Segen haushalten. Witwe Claudia erträgt es mit Würde. Eine Dame mit Kurzhaarschnitt und wohlklingender Stimme moderiert vor dem in ein Meer von Rosen getauchten Mahagoni-Sarg die morgendliche Trauerfeier so ausführlich und konfektioniert, als ob sie pro Wort honoriert würde. Vom „Loslassen“ ist oft ihre Rede wie beim Psychiater. Perfekt erfolgt das offizielle Trauer-Servus von „Nockherberg“-Big Boss, Wiesn-Wirt und „Filser“-Präsident Christian Schottenhamel, der natürlich seinen Hut abgenommen hat. Bei dem herzig-lieben Nachruf-Zwiegespräch mit Papa Jerg von Oliver Bronner, „Feingeist“-Junior des Verstorbenen, muss man fast mitweinen.

Aus Rücksicht zu ihrer Haarkunst, kreiert von der Championsleague der Münchner Scherenhände, gehen einige Damen wegen des unerwarten Niederschlags nicht ans Grab und verweilen in den trockenen Gängen des Friedhof-Palais. Bei einigen der Regen-getauften Trauergäste ist beim Gottesacker-Ausgang ein froher Ausdruck im Gesicht zu lesen, dabei gewesen zu sein, aber noch nicht die Hauptrolle spielen zu müssen. Zur anschliessenden Totenfeier lädt Witwe Claudia in den „Franziskaner“, dessen Wirt Eduard Reinbold bei der Beerdigung nicht gesichtet wird. Er war wohl bei den Vorbereitungen für den vorzüglich gebotenen Empfang nicht abkömmlich.