007 LEGTE MICH AUFS KREUZ

James Bond bei der Arbeit. Weltstar Sean Connery zeigte mir, wie tatkräftig er sein kann.

 MÜNCHEN  -  Er packt mich im Nacken. Sein Griff ist stahlhart. Ein kurzer Ruck und schon befinde ich mich der Länge nach auf dem Boden. So schnell geht das bei James Bond. Geschehen am 23.Januar 1973 um 12 Uhr mittags.

Weltstar Sean Connery , der für seinen neuen Film "Sein Leben in meiner Gewalt" (Regie: Sidney Lumet) nach München kam, hat mich für ein paar Minuten in seiner Gewalt. Ein Glück, dass der hochflorige Teppich meinen Sturz etwas abfedert. Auf meine freche Behauptung, Weltstar Sean Connery, lasse sich in heiklen Kampfszenen immer doubeln, reagiert der schottische Schauspieler mit einen einem praktischen Gegenbeispiel. Blitzschnell greift er mich am Hals und nach meiner rechte Hand. Noch ehe ich irgendetwas abwehren kann, lande ich erst auf seinen Schultern und dann im freien Fall auf der Erde. Blitzschnell hat er mich aufs Kreuz gelegt.

In seiner Suite im "Montgelas-Palais" zeigt er mir einige seiner "umwerfenden Tricks", bekannt aus den Bond-Filmen. Meine Rolle als "Versuchskaninchen" weiß ich noch wie heute.  Blaue Flecken an Knie und Ellbogen, made by 007, habe ich längere Zeit "gepflegt". Sean Connery sieht live wie im Film 1:1 aus. Braungetönter Teint, der die großen ständig tanzenden Augenbrauen noch mehr betont. Das Haupthaar ist schütter, die graumelierten Koteletten haben keine übermäßige Länge. Es gab wohl keine Frau, die bei ihm, dem Mega-Mann Nr. 1 der Welt, nein gesagt hätte. 007 trägt über seinem eierlikörgelben Rollkragenpulli braunen Blazer, dazu dunkelgrüne Samthose und hellbraune Schuhe.

Er schält sich eine Mandarine. Gewichtssorgen hat er angeblich nicht. "Ich kann trinken und essen - es verändert sich nichts. Ein Flasche Whisky macht mir auch nichts aus", sagt er zu mir. Ich glaube, dass Bond da ein bißchen mogelt. Denn als ich ihn zuletzt in Frankfurt bei Dreharbeiten zu "Diamantenfieber" treffe, hat er eine gewaltige Abmagerungskur hinter sich. Connery ist sehr gesprächig, er zündet sich eine "Monte Christo Nr. 4" an. 40 Minuten vorher ist 007, ein guter Sportler, Messerwerfer und Pistolenschütze , am Münchner Hauptbahnhof eingetroffen. Seine Koffer schiebt er eigenhändig zum Taxi. Der Fahrer bekommt für die Ministrecke den Tip seines Lebens. Sean Connery ist zwar Schotte, aber keiner beim Trinkgeld Zeit seines Lebens.