STRAUSS-SOHN GAB DIE LETZTE EHRE

MÜNCHEN - Es war ein trauriger, grimmig kalter Vormittag und die Aussegnungshalle des Münchner Ostfriedhofs zeigte sich in düsterem Licht. Einer gewissen Untergangsstimmung konnten sich die 200 dunkel gekleideten Gäste kaum entziehen. In dem majestätischen Säulen-Palais, das auch mal als Drehort für die TV-Serie "Kir Royal" (als eine Art "Tantris"-Restaurant) herhielt, fand die Trauerfeier des mit 80 Jahren verstorbenen Stahl-Barons Martin Max Glässel statt. Bestatter Karl Albert Denk arrangierte die traurigen Minuten. Selbst der Senior-Chef des Beerdigungsunternehmens erschien und überbrachte einen Kranz am Eichensarg Glässels. Der Verstorbene, der eine Stahlfirma und Immobilen in München und Berlin besaß, war vor Jahrzehnten einmal verheiratet. Erben waren ihm nicht vergönnt.

Die große Verwandtschaft Glässels, Vettern, Nichten und Tanten aus ganz Bayern, hatte sich versammelt, darunter zwei urige Spezis, die den Verstorbenen ( in der Müllerstraße aufgewachsen) noch von der Schule her kannten, aber auch Vertreter der weißblauen Power-Family Strauß gaben ihrem einstigen Nachbarn in Sendling die letzte Ehre: Medien-Unternehmer und jüngster Sohn des Polit-Stars Franz Josef Strauß, Franz Georg, überragte die Trauergemeine um einen Kopf, und war mit seiner Schwägerin Gaby erschienen, Ex von Bruder Max Strauß. In Reihe 1 saß Martins Lebensgefährtin Doris Stiglmair und Butler Flady, daneben Glässels vertrauter Steuerberater Udo Schäfer aus Nürnberg und dahinter Schwabings einstiger HIV-Spezialist Dr. Fritz Glässel mit seiner exotischen Frau, Cousin von Martin, der oft mit ihm in München um die Häuser zog.

Als die Trauergemeinde den Friedhof verließ und fröstelnd im leichten Schneeregen zum nah gelegenen Nockherberg ging, war bei manchem im ernsten Gesichtsausdruck ein zufriedener Schimmer von kleinem (oder großem) Glück zu lesen, diesmal noch nicht ein "Hauptdarsteller" gewesen zu sein. Die Hinterbliebenen ließen sich Festtagsuppe, Schweinsbraten, Seezunge oder Kässpatzen schmecken und beim reichlichen Dessert wurde nicht an die Figur gedacht.


Der verstorbene Stahlbaron Martin Max Glässel auf der Terrasse des Münchner Lokals "Glockenbach".