PRIX "ECKART 2013": HOCHAMT DER KÜCHENKÜSTLER

MÜNCHEN - Schnell noch etwas Allwettertaft ins Haar und den kreditkartengrossen Sender im Rückenausschnitt ihrer sehr grünen Robe festgeklickt - so schreitet Patricia Schäfer, die einst im ZDF-Morgenmagazin ihre Karriere begann, ins Rampenlicht. Das undinenhafte Mainzelmädchen, zu dessen Bekanntenkreis Ex-Kanzler Gerhard Schröder zählt, moderiert wild gestikulierend und etwas hölzern die Verleihung des "Eckart 2013", der längst zum "Oscar" für Verdienste um Kochkunst und Esskultur avancierte und nun zum 10. Mal verliehen wird.

Mittendrin der quirlige Gourmet-Guru, Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann, der 2003 den Preis auf den Weg brachte und Fredy Giradet oder Prinz Charles von England ("Terra Madre"), Marc Haeberlin oder Günter Grass mit der Trophäe auszeichnete, und von Lebensgefährtin Niki Schnelldorfer sanft umsorgt wird.

Diesmal ist eigens der smarte Ex-Kultusminister von Frankreich, Jack Lang, aus Paris angereist, um die Laudatio auf Starküchenkünstler Joel Robouchon zu halten, der wie Ecki den höchst selten vergebenen "Jahrhundertkoch"-Titel trägt und neben Alain Ducasse Frankreichs Herd-Champion ist. Jack Lang, mit seiner zierlichen Frau Monique angereist, die ihren Nerz auf dem Weg zwischen den zwei Schauplätzen "BMW Museum" und dem Auto-Dom "BMW Welt" wegen der Kälte fest zuzieht, trägt zur Feier des Tages Smoking und statt Fliege ein schwarzes mittelbreites Band, das zwischen dem Hemdkragen durchgezogen ist. Der Star aus Mitterrands Kabinett beginnt seine Rede in makellosem Deutsch und schwenkt dann in die Muttersprache um, damit Preisträger Robouchon (Kategorie "Grosse Kochkunst) alles versteht. Alex Atala, Brasiliens einflussreichster Koch (Restaurant "D.O.M") erhält neben dem "Eckart 2013" von BMW-Vorstand Friedrich Eichiner, Hausherr des Abends, noch offiziell ein grösseres Taschengeld, um weiterhin die Lebensbedingungen vieler Brasilianer verbessern zu können. Atala, der mit Früchten und Gewürzen aus der Amazonas-Region arbeitet, hat den "Inka-Reis" wiederentdeckt. Applaus erntet er für den Ausspruch: "Das wichtigste Medium der Welt ist nicht Facebook, sondern Food."

Für die "Next Generation" heimst Kevin Fehling, mit 36 Lenzen einer der jüngsten 3-Sterne-Köche aller Zeiten, den "Eckart" ein und erzählt am Mikrofon, dass er eine Ausbildung als Elite-Fallschirm-Springer absolviert hat und Augenzeuge eines Banküberfalls war.

In der Sparte "Lebenskultur" wird dem wunderbaren Film- und Fernsehstar Martina Gedeck ("Bella Martha") der Preis überreicht, bei der Essen und Trinken nicht nur im Film, sondern auch privat eine gewichtige Rolle spielt. Spaghettis muss man eine Zeitlang aus dem Weg gehehen. Ein Gedeck genügt.

Nun, die Verleihung zieht sich etwas hin, den 300 Gästen, darunter Paul Breitner, Otto Koch und Karl Lederer sowie Pathologe Michael Krämer mit Frau, der beim Fall Barschel in Genf im Einsatz war, knurrt bereits der Magen. Doch dann werden sie wie im Vorjahr mit einem Hochamt kulinarischer Kunst (dezente Gesamt-Regie: Hotelier Otto Geisel) bis weit nach Mitternacht belohnt.

Das Highlight bei Deutschlands Dinner des Jahres - von zehn Sterne-Köchen aus aller Welt zubereitet - ist das "Bayerische Reh, Kerbelwurzel, Berberitze" von Bobby Bräuer ("Ess-Zimmer"), dem frisch gekürten 1-Sterne-Küchen-Hero in Michael Käfers Gastronomie in der "BMW Welt". Trotz konsequenter Tisch-Ordnung und schwarzer "Sesam öffne Dich"-Bändchen für die Eingeladenen gelingt es einem "blinden Passagier" sich einzuschleichen. Nicht nur das: Der ungebetene Mitesser (besondere Kennzeichen: gewellte Haare und gern in Tracht wie ein Jagdhelfer) kommandiert die Kellner rum, verputzt beim Nachtischalle Pralinen und geht volltrunken, weil er die Weine nur so gekübelt hat.

Für den harten Kern um Witzigmann geht es in Geisels "Vinothek" weiter, bis erste Sonnenstrahlen durchs Fenster blitzen.